1. Mannschaft
Bericht Aargauer Zeitung
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12.04.2022 | Die Löwen brüllen wieder: Wie der FC Mellingen zu alter Stärke zurückgefunden hat.
Der FC Mellingen befand sich nach verpatztem Saisonstart plötzlich auf einem Abstiegsplatz. Inzwischen haben sich die Löwen wieder gefangen, nur eine Niederlage kassierte der Drittligist in den letzten sieben Monaten. Woher kommt dieser Umschwung? Präsident Kreshnik Ethemi nimmt Stellung.
Es sind Bilder der puren Ekstase, als Kreshnik Ethemi auf der Kleinen Kreuzzelg in Mellingen die Flasche Champagner in Richtung seiner Spieler spritzen lässt. Der Dorfklub – derzeit auf Platz 9 in der 3. Liga – hat es tatsächlich geschafft, er steht im Aargauer Cupfinal.
Ethemi ist erleichtert. Vor dem Spiel hat er grosse Worte gewählt, die Chance auf einen Finaleinzug des FC Mellingen schätzte er vor dem Halbfinal bei 70 Prozent ein. «Für meine Worte musste ich mir einige Kommentare anhören, aber ich war mir in dieser Sache einfach sehr sicher. Mein Vertrauen in den Trainer und die Spieler sind gross. Ich wusste beim Halbfinal gegen Wettingen nach zehn Minuten, dass wir dieses Spiel für uns entscheiden können.»
Trotzdem muss Ethemi sich eingestehen, dass dieses Selbstvertrauen noch nicht lange vorhanden ist. Als er sich im vergangenen September zum Präsidenten hat wählen lassen, befanden sich die Mellinger auf einem Abstiegsplatz. Rund sieben Monate später sieht die Welt bei den «Löwen» viel rosiger aus. Zwischenzeitlich reihte der FC Mellingen zehn Siege aneinander. Am vergangenen Freitag gab es gegen den Leader FC Frick die erste Niederlage seit September 2021!
Ein alter Bekannter leitet den Umschwung ein
Doch warum spielt der FC Mellingen plötzlich wie ein Aufstiegskandidat? Wurde da etwa Geld in die Hand genommen? Der Präsident winkt ab. «Das ist nicht der Mellinger Weg. Im Gegenteil, fast alle Spieler der Mannschaft kennen sich bereits seit den Junioren. Sie kommen auch alle aus der Umgebung. Es ist diese Verbundenheit zur Ortschaft und zu dem Verein, die uns besonders stark macht.»
Ethemi fügt an: «Generell haben wir im Klub ein harmonisches Gefüge, alle halten zusammen, von den Junioren bis zu den Senioren. Auch ich spüre grosse Unterstützung vom Vorstand.» Wie viel der FC Mellingen dem Präsidenten bedeutet, zeigt sich mit Blick auf Ethemis Geschichte: «Seit ich als Sechsjähriger aus dem Kosovo in die Schweiz kam, bin ich beim FC Mellingen zu Hause. Ich habe im Klub Deutsch gelernt und mein soziales Umfeld aufgebaut.»
Eine starke Verbindung hat auch der Trainer Kurt Etter mit dem Team. Etter ist selber ein Mellinger und trainierte die 1. Mannschaft bereits zwischen 2013 und 2019. Als der ehemalige Trainer in dieser Saison nach den ersten fünf Runden sah, dass in Mellingen Abstiegsängste aufkamen, bot er sofort seine Hilfe an. «Es ist einfach nur sensationell, was Kurt hier seit seinem erneuten Engagement bewirkt hat. Der sportliche Erfolg ist primär ihm zu verdanken. Er kennt alle Spieler und wusste genau, welche Knöpfe man drücken muss, um diesen Umschwung einzuleiten. Ihm habe ich es zu verdanken, dass es seit meiner Amtszeit so gut läuft», betont der Präsident.
Für den 32-jährigen Ethemi ist deshalb klar, Etter darf nicht nur ein Feuerwehrmann sein, Etter muss bleiben. «Auf meiner Pendenzenliste ist das der wichtigste Punkt. Als ehemaliger Profispieler, Trainer mit A-Diplom und seinem lokalen Bezug ist er der perfekte Mann, um den Verein wieder dort hinzuführen, wo er hingehört. Nämlich in die 2. Liga.»
35 neue Sponsoren in vier Monaten
Ein baldiger Aufstieg würde dem FC Mellingen generell sehr entgegenkommen, denn die Infrastruktur wurde für professionellere Verhältnisse bereits aufgegleist: «Es hat sich zuletzt viel getan. Neues Klubhaus, neue Garderoben, die Plätze wurden saniert und wir haben in den letzten vier Monaten 35 neue Sponsoren dazugewonnen.»
35 neue Sponsoren in vier Monaten? Ethemi erklärt: «Ich bin sehr gut in Mellingen vernetzt, da ich selber eine Haustechnikfirma mit 18 Angestellten besitze, die lokal ansässig ist. Ausserdem geniesst der Verein im Dorf einen guten Ruf. Und natürlich kommen mir nebenbei die sportlichen wie auch infrastrukturellen Fortschritte bei der Suche sehr entgegen.»
Ethemi ist sich auch bewusst, dass die wunderbare Entwicklung zum Träumen einlädt. Das bringt auch Gefahr mit sich: «Wir dürfen nicht vergessen, dass sich der FC Mellingen den Klassenerhalt noch nicht gesichert hat. Dieser hat oberste Priorität. Im Fussball kann es schnell gehen, wenn du das Momentum verlierst. Deshalb müssen wir unbedingt auf dem Boden bleiben und den Fokus auf die Meisterschaft richten.»
Ein bisschen träumen soll aber schon auch erlaubt sein, schliesslich könnte die 1. Mannschaft mit einem Cupsieg Vereinsgeschichte schreiben: «Wenn der FC Mellingen zum ersten Mal Cupsieger wird, gibt es ein grosses Fest im neuen Klubhaus, auf Kosten des Vereins. Dann wird es eine Party geben, wie es der FC Mellingen noch nie erlebt hat. Das garantiere ich», sagt Präsident Ethemi euphorisch.
Quelle: Aargauer Zeitung
Bildmaterial: Alexander Wagner

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